Viele kulturelle Erscheinungen treten wiederholt auf, und zwar meistens mehrmals. Mit der ersten Erscheinung bis zur letzten Wiederholung erscheint ein Thema insgesamt drei Mal. Die Zahl drei als Grundmuster iterativen Auftretens kultureller Phänomene scheint ein besonders vorherrschendes Gestaltungsformat zu sein, das wir in den unterschiedlichsten Bereichen des menschlichen Lebens erkennen, den unterschiedlichsten Hervorbringungen menschlichen Veräußerns ablesen können. Hier folgen zunächst einige Beispiele, die den enormen Umfang des Geltungsbereichs der Zahl Drei andeuten und für die Gewichtigkeit sprechen sollen, mit der hier das Gebot auftreten darf, weitere essayistische Forschung einzufordern:
Vater – Mutter – Kind
These – Antithese – Synthese
Marx – Freud – Nietzsche
Trinität, Vater – Sohn – Hl. Geist
Westen und der Osten; dazwischen Europa
Gold – Silber – Bronze
veni – vidi – vici
Antike – Mittelalter – Neuzeit
Eins – zwei – drei: Polizei
Zum Ersten zum Zweiten und zum Dritten!
Einleitung – Hauptteil – Schluss
Die drei ???
Akt I – Akt II – Akt III
Oskar SChlemmer etablierte das Triadische Ballet: Triadisch ist abgeleitet von griechisch Dreiklang, und bezeichnet die mehrschichtige, dreifache Ordnung, die diesen Tänzen zugrunde liegt:
- der choreographische Komplex Kostüm – Bewegung – Musik
- die physischen Attribute Raum – Form – Farbe
- die drei Raumdimensionen Höhe – Breite – Tiefe
- die drei geometrischen Grundformen Kreis – Quadrat – Dreieck
- die Grundfarben Rot – Gelb – Blau
Akteure im Triadischen Ballet sind drei Figuren.
Der Dreiklang erlaubt gegenüber dem Zweiklang die Festlegung auf das Tongeschlecht Dur/moll. Mit nur zwei Tönen kann diese Entscheidung höchstens angedeutet werden wie zu Beginn von Beethovens 5. und 9. Symphonie. Und dann kann später die Erwartung durch den dritten Ton bestätigt (Grundton c im c-moll der 5.) oder enttäuscht werden (Ton „es“ als Grundton durch ein den Dreiklang ergänzendes „b“) als Grundton zu Beginn der Durchführung derselben)
Walzer mit seinem Dreier-Rhythmus (kleinster ungerader Rhythmus, aber im Gegensatz zum Fünferrhythmus nicht stockend, nicht humpelnd, nicht ein Bein nachziehend wie ein fünftes Rad am Wagen). Übrigens: Der Dreiheber des Walzers braucht als Matrix die Vier oder ein Vielfaches von ihr: ¾-Takt usw.
Aller guten Dinge sind drei.
